Projekt 4

 

Kolonnaden-Variationen im Grauen Kloster

Idee
Nach umfangreicher Recherche zur historischen Bebauung Berlins, insbesondere in dem Bereich um die heutige Ruine des Grauen Klosters, zeichneten sich Merkmale ab, die charakteristisch für den ehemaligen Bestand sind. In unserem Entwurf waren uns dabei besonders wichtig: das Spiel mit Nähe und Distanz, eine Betonung der Vertikalität der Gebäude durch schmale, hochrechteckige Fenster, das wiederkehrende Motiv der Kolonnade, die das Gebäude-Ensemble sowohl nach außen hin begrenzt, als auch im Inneren alle Gebäude miteinander verbindet. Ein weiterer zentraler Punkt in unserer Planung war die Betonung und starke Einbeziehung der Klosterruine, die wir in ihrem derzeitigen Zustand als Ruine erhalten, aber durch einen eingestellten flachen Baukörper, der als Aula dient, sinnvoll und stimmungsvoll nutzbar machen.

Häuser
Aus der Grundidee heraus, die Schulgebäude nach ihren Funktionen aufzuteilen, entwickelten wir drei Haupthäuser, die giebelständig zur Grunerstraße stehen. Jedes Haus erfüllt jeweils eine Hauptfunktion: im Haus 1 an der Klosterstraße befinden sich alle Klassenräume, im mittleren Haus 2 alle Fachräume und in Haus 3 an der Littenstraße die Sporthalle und die Mensa. Auf der anderen Seite der Klosterruine befinden sich kleinere Verwaltungsgebäude und ein Café. Innerhalb der Mauern der Klosterruine liegt die separat nutzbare Aula.

Dachform
Beobachtet man städtische Straßenzüge, fällt auf, dass Eckhäuser in der Regel einen höheren Giebel aufweisen als ihre Nachbargebäude. Dies soll die Ecke betonen und den Blick des Betrachters führen. Ausgehend von dieser Beobachtung entwickelten wir ein Dachkonzept, bei dem die Gebäude an den Straßenecken Klosterstraße/ Grunerstraße und Grunerstraße/ Littenstraße ihre höchsten Dachspitzen haben. Zum Kloster — und damit zur Mitte des Ensembles hin — sind die Giebelhöhen der drei Hauptgebäude abschüssig und enden auf Höhe der Klostermauern. Die Giebel an der Grunerstraße orientieren sich an den Firsthöhen der umstehenden Bestandsgebäude. In den oberen Geschossen der Häuser sind die Dachschrägen in den Raumschalen sichtbar. Durch Galerien in einigen Dachgeschossräumen kann die Höhe des spitz zulaufenden Dachs ausgenutzt werden; dies ermöglicht ganz besondere Arbeits- und Aufenthaltsplätze.

Ensemblewirkung
Das Element der Kolonnade kehrt in verschiedenen Varianten des Grundthemas auf dem gesamten Gelände wieder: als einfacher Laubengang, verglast als Ein­gangsbereich, begehbar als Terrassen, mehrstöckig als Loggien oder als überdachter Sitzbereich. Die verschiedenen Kolonnadenelemente bilden eine optische Verbindung, die das Ensemble zusammenhält. Unterstützt wird die Ensemblewirkung durch die Verwendung von zwei Hauptfenstertypen und einer Filtermauerwerksart, welche in verschiedenen Kombinationen die Fassaden aller Gebäude mit Ausnahme der Aula bekleiden. Die Gebäude des Ensembles sind mit hellen beigen Ziegelsteinen verkleidet, die Dächer sind mit Eternitplatten desselben Farbtons gedeckt. Auch hier bildet die Aula eine Ausnahme, sie ist rundum mit vorgesetzten Holzlamellen verblendet und hat ein Flachdach — damit hebt sie sich deutlich von den umliegenden Gebäuden und der Klosterruine ab und wirkt fast wie ein temporärer Pavillon.

Lea Steffen | Tami Stier